Ungewöhnliche Sicht auf DDR-Geschichte – Hans Bentzien gibt Auskünfte über Begegnungen mit führenden SED-Funktionären und mehr
14 Okt
Er hat fast alles ausgekostet, was es in einem Leben auszukosten gibt – Triumph und Tragik. Die Rede ist von Hans Bentzien, geboren am 4. Januar 1927 in Greifswald, gestorben am 18. Mai 2015 in Bad Saarow, der zu DDR-Zeiten einmal und zwar von 1961 bis 1965 als Nachfolger von Alexander Abusch jüngster Minister für Kultur dieser Republik war, bevor er in der Folge des berühmt-berüchtigten 11. Plenums des ZK der SED am 12. Januar 1966 „wegen ernsthafter Fehler“ abgelöst und durch Klaus Gysi ersetzt wurde. Möglicherweise hatte im Hintergrund der damalige Erste Sekretär des ZK der SED und Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht für diesen Personalwechsel gesorgt. Nach seinen eigenen Worten habe er auf einer Mitarbeiterversammlung gesagt, wir werden uns der Stimmung, die gegen die Kultur aufgebaut wird, nicht beugen. „Deshalb wurde ich abgelöst“, so Bentzien in einem 1995 geführten Interview mit der „Berliner Zeitung“.
Nach seiner Ablösung als Minister war Bentzien von 1966 bis 1975 Direktor des Verlages Neues Leben, bis er 1975 zum Rundfunk der DDR wechselte, wo er als Nachfolger von Manfred Engelhardt für zwei Jahre die Leitung der Hauptabteilung Funkdramatik übernahm – bis 1977, als er stellvertretender Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Fernsehen wurde. Wiederum zwei Jahre später aber verlor er diese Funktion wieder. Bentzien wurde wegen Ausstrahlung der beiden Filme „Geschlossene Gesellschaft“ und „Ursula“ abgesetzt. Und wer mehr über die damaligen Vorgänge speziell um die „Geschlossene Gesellschaft“ erfahren möchte, der sollte das Buch „Meine Sekretäre und ich“ zur Hand nehmen, dem Geheimdokumente über eben diese Vorgänge vorangestellt sind, in die der Autor verstrickt war.
Ansonsten aber meint der Begriff „Meine Sekretäre“ im Buchtitel die jeweils führenden Sekretäre der SED, mit denen Bentzien während seines Lebensweges auf verschiedene Weise zusammengetroffen war – von einer rührenden Begegnung mit Wilhelm Pieck bis in die jüngste Gegenwart des erstmals 1995 veröffentlichten Buches, als Hans Bentzien in den „Unruhestand“ gegangen war – so die Überschrift des letzten Kapitels des nicht nur für Zeit-Genossen und DDR-Historiker spannend zu lesenden Buches. Sein Schicksal wird von allen Sekretären direkt oder indirekt berührt, sogar bestimmt; und er war selbst Sekretär in voller Funktion. Und der Leser spürt, der Autor kennt sich also aus und ist befugt, seine Geschichte mit der des Landes zu verknüpfen. Bekanntes wird sachkundig erörtert, Unbekanntes hervorgebracht. Ein Menschenschicksal, Zeitgeschichte, Geschichte und Geschichten. Ein Stück DDR-Geschichte aus durchaus ungewöhnlicher Perspektive.
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